Es fanden sich über 40 Teilnehmende im Landratsamt Sigmaringen ein, um sich mit ihren Ortskenntnissen und Ideen in die Planungen einzubringen. Den Nachmittag über wurde in Kleingruppen der Planungsraum betrachtet: die Teilnehmenden waren aufgerufen aktuelle verkehrliche Probleme und besondere Flächen wie etwa Erholungsgebiete in Karten einzuzeichnen. Diese Hinweise fließen in die sogenannte Raumanalyse, die von den Gutachtern erstellt wird. Zudem konnten die Teilnehmenden Vorschläge zum Trassenverlauf der B311neu machen und sich dazu austauschen. Die Arbeit in den Gruppen wurde durch Fachvorträge vorbereitet und Expertinnen und Experten zu wichtigen Themen wie etwa Technische Planung, Verkehrsuntersuchung oder Forstwirtschaft waren im Raum und unterstützen die Gruppen bei Bedarf.

Wer war bei diesem Workshop dabei?
Um eine ausgewogene Zusammensetzung des Workshops zu erreichen, standen für jede der sieben Gemeinden im Planungsraum jeweils zehn Plätze zur Verfügung. Fünf davon konnten durch die jeweilige Kommune besetzt werden. Für die jeweils fünf weiteren Plätze pro Kommune bestand für die interessiert Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich auf der Projektinternetseite anzumelden. Dies wurde nicht voll ausgeschöpft. Insgesamt haben circa 40 Personen teilgenommen. Aus jeder Kommunen waren Bürgerinnen und Bürger vertreten.

Nach einer Einführung zur Planung B311n/B313 wurden die beteiligten Gutachterteams vorgestellt. In Kleingruppen arbeiteten die Bürgerinnen und Bürger an der Raumanalyse (Ihr Wissen zum Raum). Anschließend brachten sie Ideen & Vorschläge zur Weiterentwicklung möglicher Trassenvarianten ein. Dieser Ablauf bildete den Rahmen des Workshops. Die Veranstaltung wurde von Yvonne Knappstein vom externen Moderationsbüro team ewen begleitet und moderiert.

Der Landkreis nimmt die Planungen selbst in die Hand
Einführende Informationen von Projektmanager Thomas Blum zum aktuellen Stand des Planungsprozesses und der derzeit laufenden Untersuchungen zeigten auf, welche Komplexität solch eine Bundesstraßenplanung mit sich bringt und wie der Planungsprozess anzugehen ist. Er erklärte, dass durch die eigene Planung des Landkreises eine zeitnahe Umsetzung des Projekts möglich ist.
Die Präsentationsfolien finden Sie hier: Information über die B311n-Planung

Welche Gutachten braucht es für die B311n und welche Gutachterbüro sind beteiligt?
Wichtiger Bestandteil bei der Planung einer neuen Bundesstraße, ist, neben allen technischen Planungen, die Umweltverträglichkeitsstudie. Gutachter Burchard Stocks vom Büro für Umweltsicherung und Infrastrukturplanung (USIP) aus Tübingen ging auf die Aufgaben der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) ein. Die UVS stellt die querschnittsorientierte Bearbeitung aller umweltrelevanten Belange dar. Die Umweltverträglichkeitsstudie umfasst sowohl eine Raum- wie auch eine Konfliktanalyse. Einen detaillierten Einblick in Ablauf und Inhalte der Umweltverträglichkeitsstudie finden Sie in den Präsentationsfolien: Information über die Umweltverträglichkeitsstudie

Verschiedene Fachgutachten leisten einen Beitrag zur Raumanalyse der Umweltverträglichkeitsstudie. Im Projekt B311neu sind das die Themen

  • Vegetation (Institut für Botanik und Landschaftskunde, Karlsruhe, Gutachter Thomas Breunig),
  • Tierökologie (Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung, Filderstadt, Gutachter Johannes Mayer),
  • Forstwirtschaft (Forstsachverständigenbüro Binder, Lörrach, Gutachter Götz Crocoll),
  • Landwirtschaft (Büro für Umweltsicherung und Infrastrukturplanung, Tübingen, Burchard Stocks)
  • sowie Geotechnik (Kempfert + Partner, Konstanz, Gutachter Michael Stadel).

Die erwähnten Gutachter stellten sich und ihre Fachgebiete den Teilnehmenden vor.

Auch die Fachleute zu den Gutachten, welche einen Beitrag zur Konfliktanalyse der Umweltverträglichkeitsstudie leisten, stellten sich vor.

  • Verantwortlich für die technische Planung der Verkehrsanlage ist die BUNG Ingenieure AG, Heidelberg, welche durch die Fachplaner Udo Zimmermann und Daniel Fischer vertreten war.
  • Weitere beauftragte Gutachter zur Verkehrsuntersuchung (PTV Transport Consult GmbH, Karlsruhe, Nadine Köllermeier),
  • Schall-/Lärmuntersuchung (Entwurfs- und Ingenieurbüro Straßenwesen GmbH, Dresden, Torsten Olbrich)
  • und Luftschadstoffuntersuchung (Lohmeyer GmbH, Karlsruhe, Herr Stocks in Vertretung) nutzten die Gelegenheit, sich den Teilnehmenden vorzustellen.

Die Präsentation finden Sie hier: Vorstellung der Gutachterbüros. 

Das Wissen zum Raum – Verkehr
Im ersten Teil des Workshops waren die Teilnehmenden aufgerufen, ihre Ortskenntnisse, welche für die Erstellung der sogenannten Raumanalyse als Planungsgrundlage wichtig sind, in die Planung einzubringen. Im Fokus stand die Frage:

„Wo bestehen heute aus Ihrer Sicht verkehrliche Probleme?“

Vor allem Stau und zähfließender Verkehr entlang der B311, B 313 und B 32 wurden von den Mitwirkenden benannt und in den Karten verortet. Die daraus resultierende Belastung durch Lärm und Schadstoffe in der Luft wurde in allen Gruppen aufgeführt. Auch die Gefährdung der Verkehrssicherheit auf der B311 in Krauchenwies wurde durch eine häufige Nennung deutlich.

Das Wissen zum Raum – Umwelt
Eine weitere Frage der Planer war, welche Bereiche oder Nutzungen aus Sicht der Teilnehmenden von besonderer Bedeutung sind, und bei der Planung berücksichtigt werden sollten:

„Welche Bereiche / Flächen im Untersuchungsraum sind aus Ihrer Sicht von besonderer Bedeutung und aus denen Trassierungen rausgehalten werden sollten?“

Hierzu wurden in erster Linie Siedlungsbereiche aber auch Räume, die für Erholung und die Natur bedeutsam sind, aufgeführt. Vor allem das Felsentäle nördlich von Igelswies wurde von vielen Gruppen als besonderes Gebiet für Natur und Naherholung hervorgehoben.

Insgesamt wurden 230 einzelne Hinweise zum Thema Verkehr und Umwelt eingesammelt. Diese Informationen helfen den Planern und fließen in die Raumanalyse ein, welche bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll.

B311neu: Wo entlang und warum?
Im zweiten Teil des Workshops standen mögliche Trassenvarianten für eine neue Verbindung zwischen Meßkirch und Mengen im Fokus. Projektmanager Thomas Blum gab nach einer kurzen Pause eine Einführung in die bestehenden Trassenvarianten: Wie kam es dazu? Was sind deren wesentliche Merkmale?

Die Mitwirkenden benannten mögliche Konflikte und formulierten Optimierungsvorschläge. Darunter war vermehrt der Wunsch nach größeren Abständen zur Wohnbebauung bei der Nordtrasse etwa bei Vilsingen und Engelswies. Auch wurde vereinzelt die Entlastung der Anwohnenden durch eine Süd- oder Nordtrasse bezweifelt.

Aus einer Gruppe kam der Vorschlag für einen neuen Trassenverlauf vom Flugplatz Mengen aus südlich nach Krauchenwies, Bittelschiess und Ringgenbach verlaufend. Deutlich wurde auch, dass der Bereich Mengen-Ennetach, an dem eine B311n an die B32 anschließt, planerisch eine Herausforderung darstellt.

Wie fanden die Teilnehmenden den Workshop?
Neben der vom Landratsamt gebotenen Gelegenheit, konkrete Hinweise und Ideen in die Planung einbringen zu können, schätzten die Teilnehmenden vor allem den Austausch an den Tischgruppen untereinander, mit den Fachgutachtern sowie mit Projektmanager Thomas Blum.
„Gefallen hat mir, dass man sich gegenseitig zugehört und die Sichtweise von jemandem aus einer anderen Kommune kennengelernt hat“ so ein Teilnehmer. Deutlich wurde in dem Austausch auch, dass eine neue Straßentrasse nur gefunden werden kann, wenn jeder zu Kompromissen bereit ist und es keine Lösung geben wird, mit der alle vollständig zufrieden sein werden.

„Wir gehen ergebnisoffen an die Planung. Es gibt eine Vielzahl an Aspekten und Zielkonflikten zu berücksichtigen. Wichtig ist uns, einen transparenten Planungsprozess zu gestalten, der im Ergebnis zu einer rechtssicheren Vorzugsvariante führt“ erklärt Projektmanager Thomas Blum. „Das Ergebnis wird nie alle Sichtweisen auf eine neue Straße zufrieden stellen können. Wichtig ist, dass der Entscheidungsprozess bis zum Ergebnis von allen Beteiligten als fair wahrgenommen wird“ so Moderatorin Yvonne Knapstein von team ewen.

Was passiert mit den Ergebnissen?
Das gesammelte Wissen über den Raum fließt in die Raumanalyse ein, die bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll. Jeder Vorschlag aus dem Workshop wird fachlich bis Ende 2022/Anfang 2023 geprüft und gewürdigt. Dazu dient die Raumanalyse als Grundlage. Eine Rückmeldung zu den eingebrachten Vorschlägen erfolgt im ersten Halbjahr 2023 im Rahmen einer weiteren öffentlichen Veranstaltung.

Zwei Wochen nach dem Trassen-Workshop fand am 23. Juli 2022 eine Exkursion ins Planungsgebiet statt. Dabei wurden Orte besucht, die für die Entwicklung einer Trasse relevant sind und von Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Workshops eingebracht wurden. An verschiedenen Exkursionspunkten wurden relevante Planungsaspekte exemplarisch erläutert.

Hier finden Sie die Pressemitteilung zum Workshop